Ist das BGE eine Stilllegungsprämie?

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Immer wieder, vor allem von links, höre ich das Argument, das Bedingungslose Grundeinkommen würde Menschen aus einem grundsätzlich positiven Arbeitsprozess fernhalten und statt dessen mit dem Grundeinkommen als Stilllegungsprämie abspeisen. Ist da was dran?

Wenn es um die Zukunft der Arbeit geht, dann gibt es verschiedene Prognosen. Die einen beschreien schon das Ende der Erwerbsarbeit durch die Digitalisierung, die anderen verweisen darauf, dass seit der Industriellen Revolution immer mehr neue Stellen geschaffen wurden als durch Mechanisierung weggefallen sind. Als weiterer Faktor kommt noch die Demographische Entwicklung ins Spiel, nach der es zukünftig deutlich weniger potentielle oder tatsächlich Erwerbstätige geben wird. Es sei denn, es gäbe eine massive Zunahme an Zuwanderung und einen gleichzeitigen Babyboom, aber das eine würde gesellschaftlich kaum akzeptiert und das andere ist auch nicht absehbar.

Nun kann man sich aber sehr wohl fragen, wie viel Arbeit denn tatsächlich zu tun ist in einer Gesellschaft des Überflusses, wenngleich mit schlechter Verteilung von Gütern und Kapital. Die Produktion wird immer effektiver und ich sehe die Digitalisierung und Automatisierung als Chance, sich von eintöniger und schwerer Arbeit zu befreien. Dort wo ohne viel menschliches Zutun eine hohe Wertschöpfung betrieben wird mutwillig, neue Arbeitsplätze zu schaffen, nur um das Ziel der Vollbeschäftigung zu erreichen, ist weder ökonomisch sinnvoll noch menschlich geboten.

Menschen werden in anderen Bereichen gebraucht. Im kreativen und sozialen ist menschliche Arbeit, zumindest aus einem humanistischen Blickwinkel, unersetzbar. Solange es Menschen gibt, wird es auch Arbeit geben. Die Frage dabei ist eigentlich eine andere, nämlich die, ob diese Arbeit auch in dem Maße bezahlt werden kann, dass sie Existenz und Teilhabe ermöglicht. Und daran habe ich meine Zweifel.

Der Vorschlag, dass dann alle nur noch 30 Stunden arbeiten, um diese dann besser auf alle zu verteilen, klingt auf den ersten Blick ganz vernünftig. Aber zum einen setzt das eine austauschbare Bildung voraus und zum anderen ist die Arbeit davon immer noch nicht gut bezahlt. Denn die Vermögen steigen weiter, ebenso die leistungslosen Einkommen der Anteilseigner, die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer ist aber dank Digitalisierung und Globalisierung relativ schlecht.

Wir brauchen also ein Instrument, das die erwirtschafteten Gewinne in die Gesellschaft zurück bringt. Wenn über den Weg eines BGE für jeden eine finanzielle Basis geschaffen wurde, ist der Weg frei, sich den sinnvollen zwischenmenschlichen Aufgaben zu widmen.  Auch wenn diese dann weniger gut bezahlt werden können.

Ein Grundeinkommen sollte also so gestaltet sein, dass ein ausreichend hoher Anteil der Wertschöpfung verteilt wird, um der weiteren sozialen Spaltung entgegenzuwirken. Wichtig ist auch, dass Zuverdienst sich vom ersten Euro an lohnt, sodass auch bei gering bezahlter Arbeit ein würdevolles Leben ermöglicht wird, dass Kinder kein Armutsrisiko darstellen, um der alternden Gesellschaft entgegen zu wirken. Und selbstverständlich, dass die inakzeptablen Zustände in den Jobcentern schnellstmöglichst beendet werden.

Wer es darauf anlegt, gar nicht zu arbeiten, wird auch heute schon einen Weg dafür finden. Wer aber sinnvolle Arbeit machen möchte, sollte dabei weniger in Konkurrenz zu anderen stehen müssen und die Wahl der Tätigkeit nicht nur davon abhängig machen müssen, ob sie ein ausreichendes Einkommen generiert.

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