John Nash- Nachruf oder Verleumdung?

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John Nash war ein genialer Mathematiker. Jeder meint ihn zu kennen, aus dem Film Beautiful Mind. Er war ein Mensch dem viel Unrecht angetan wurde. Seine „Krankheit“ wurde mit Methoden behandelt, die das Ziel hatten seine überragende Intelligenz zu reduzieren. Ich verurteile das, was die Psychiatrie mit ihm gemacht hat. Ich habe Respekt vor dem Menschen, und ich möchte ihn nicht pathologisieren. Man nennt seine Abweichung von der Norm in der Persönlichkeit paranoide Schizophrenie. Das bedeutet, dass er von ungerechtfertigten Ängsten und Verfolgungswahn beeinflusst wurde.  Ich meine damit nicht, dass er deswegen ein schlechterer Mensch ist und möchte seine Würde in keiner Weise antasten.

Ich denke, dass alles was gesagt wird, egal wo und wie auf der Welt, im Zusammenhang gesehen werden muss. Sowohl im Kontext des Gesagten, als auch in Hinsicht auf den Sagenden. Jede Kommunikation hat auch einen Selbstoffenbarungsaspekt. Und nicht nur eine Sachinfomation (Schulz von Thun). Er hat für seine Spieltheorie den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. Und der Selbstoffenbarungsaspekt seiner Spieltheorie ist, meines Erachtens, das tiefe Misstrauen. Ob paranoides Misstrauen eine Krankheit ist, oder eine Persönlichkeitsakzentuierung, das wird am Ende durch den Leidendruck entschieden.  Aber wenn man das Weltbild dieses Menschen vergisst, und die Spieltheorie einfach nur als Sachinformation betrachtet und das haben die meisten Wirtschaftswissenschaftler leider getan, dann kommt man auf die Idee, das wir alle so misstrauisch sein sollten. Und das ist dann die Krankheit unseres Gesellschaftscharakters geworden. (frei nach E.Fromm in Haben oder Sein)

John Nash ist NICHT schuld, an dem was wir aus seiner Theorie gemacht haben. Und doch sind die Folgen seines Denkens enorm. Siehe BBC – The Trap What Happened To Our Dreams Of Freedom. https://www.radio-utopie.de/2012/10/27/bbc-filmreihe-the-trap-wie-menschenbild-und-psychologie-des-kapitalismus-erschaffen-wurden/

>>Der Mathematiker Nash sah den Menschen als ein ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedachtes, stets taktisch und strategisch agierendes Wesen und ging von der Natürlichkeit und Allgemeingültigkeit seiner eigenen Annahme aus. Er entwickelte „game theory“ zu einem Gesellschaftsmodell freier Individuen, in der durch Misstrauen und Selbstsucht eine besonderen Art von „Equilibrium“ erzeugt werde – der Zustand des harmonischen Gleichgewichts einer Gesellschaft aus Spielern, letztlich Kriegsgegnern, die nur deshalb funktionierte, weil alle Spieler ausschließlich selbstsüchtige Zwecke verfolgten und konsequent nicht nur ihre Gegner, sondern auch alle vermeintlichen Partner betrogen.

Aus der sich selbst erzeugenden Logik des „Nash Equilibrium“ gab es keinen Ausweg. Kein Spieler würde, so die Theorie, einen Vorteil davon haben die eigene Strategie zu ändern, wenn sie nicht auch alle anderen Spieler änderten. Im Gegenteil wäre jedes Abweichen von der Spielnorm Selbstsucht – kooperatives Verhalten, Solidarität oder Altruismus – gefährlich für die Stabilität des Spieles selbst.

Die von Nash wesentlich beeinflussten „Spieltheorien“ sind bis heute nicht nur Grundlage aller „Marktpsychologie“, der sogenannten „Wirtschaftswissenschaften“ und Grundphilosophie der kapitalistischen Ökonomen weltweit; sie sind auch Grundlage der Doktrin „„Balance of Terror“) von den 50er Jahren bis heute. <<

Ich habe diesen Text anlässlich seines Todes am 23.Mai 2015 geschrieben.

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