Obwohl man Geld nicht essen kann

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Wir alle brauchen Essen. Gutes Essen. Ich wünsche mir eine Welt, in der alle Menschen echten Zugang zu gutem Essen haben.

„Die Zukunft der Ernährung liegt bei den ökologischen Kleinbauern“

Wo kommt dieses Essen her? Und woraus besteht es? Wenn ich mein medizinisches Wissen über gesunde Ernährung und meine gärtnerische Erfahrung kombiniere, dann liegt die Antwort auf der Hand. Das beste und meiste Essen wächst im Garten. Ergänzt durch tierische Bestandteile, aber das ist ein eigenes Thema.

Mit dieser Einschätzung bin ich nicht alleine. Die Doku „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ hat das sehr schön filmisch ausgearbeitet. Und auch ein WHO-Bericht bestätigt, dass die Zukunft der Welternährung bei Kleinbauern liegt.

„Essen aus dem eigenen Garten, von der Solawi oder dem genossenschaftlichen Einzelhandel“

Viele Menschen folgen diesem Gedanken schon und bauen eigenes Gemüse an. Im Kleingarten, in Palettengärten, auf Mietäckern oder auf dem eigenen Grundstück. Andere gehen indirekte Wege zum Beispiel durch Solawis und Food-Kooperationen. In der solidarischen Landwirtschaft wird den Erzeugern ein fester Betrag ausgezahlt und dann die Ernte, die eingebracht werden konnte, verteilt. Bei den meisten Food-Koop´s wird ähnlich wie im Einzelhandel in Läden nach Verbrauch verkauft, allerdings über ein Genossenschaftsmodell mit deutlich weniger Zwischenhandel und vor allem einem fairen Umgang miteinander.

Darin sehe ich einen Teil unserer Zukunft liegen. Gerne auch mit Regionalgeld, Tausch- und Upcycling-Börsen kombiniert. Als Zusammenarbeit in kleineren Einheiten, wo der soziale Bezug einfacher herzustellen ist, und das Vertrauen größer. Da funktioniert das Miteinander im Austausch von Zeit und Kompetenzen meiner Erfahrung nach ziemlich gut. Viele schöne Beispiele dazu zeigt auch der Film Tomorrow – die Welt ist voller Lösungen.

„Es fehlt der größere politische Überbau“

Im letzten Sommer habe ich mich darüber mit einem deutschen Bundespolitiker unterhalten. Er hat darauf hingewiesen, dass es nicht bei kleinen alternativen Blasen bleiben sollte, wie z.B. Urban Gardening, sondern einen größeren demokratischen und politischen Überbau bräuchte. Und genau da sehe ich das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) und die eigens dafür gegründete Partei Bündnis Grundeinkommen. Das BGE wäre, unter anderem, eine Möglichkeit die Kleinbauern zu fördern.

„Die Existenz der kleinen und mittleren Landwirtschaftsbetriebe könnte durch ein BGE gesichert werden“

Aktuell machen immer mehr Bauern ihre Betriebe zu und suchen sich andere Erwerbsarbeit. Nicht weil ihnen die Arbeit nicht gefällt, sondern weil es ihre Existenz nicht mehr sichert, trotz Einsatz rund um die Uhr. Die großen Lebensmittelkonzerne drücken die Preise, industrielle Landwirtschaft konkurriert mit Methoden, die soziale Standards für Mitarbeiter unterwandern, die Umwelt kaputt machen und mit den eingesetzten Pestiziden die Natur und die Gesundheit der Konsumenten gefährden. Wir hatten in den letzten Jahren Diskussionen um die Milchpreise, um Glyphosat und wie immer etliche Skandale aus der Fleischindustrie. Darin kann nicht die Lösung liegen.

Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen können auch die kleinen Bauern ihren Betrieb fortsetzen, auf biologische Anbaumethoden umstellen, und auch wenn es mal ein paar Jahre nicht so gut läuft, würde ihnen nicht gleich die Bank im Nacken sitzen.

 „Warum Geld und nicht direkt das Essen verteilen?“

Warum denn ein Grundeinkommen, wenn man Geld doch gar nicht essen kann? Erstens, weil auch die Bauern, die die Nahrung für uns erzeugen sollen, eine Existenzsicherung brauchen. Zweitens verschafft uns das Geld die Freiheit, selbst zu entscheiden, was wir davon kaufen wollen. Der eine möchte besondere Früchte und verzichtet dafür auf Fleisch. Ein anderer legt Wert auf große Portionen und macht Abstriche bei der Qualität. Wieder andere setzen andere Schwerpunkte. Hätten wir Lebensmittelmarken wie in der Nachtkriegszeit, ginge uns diese Freiheit verloren. Ein Grundeinkommen ermöglicht uns, selbst zu entscheiden, was wir essen wollen, und sichert uns gleichzeitig ab, dass wir etwas zu essen bekommen können.

Dieser Artikel ist aus dem Dezember 2016 und wurde hier nach Überarbeitung noch mal veröffentlicht.

2 Kommentare

  1. Es gibt schon heute ziemlich viele Möglichkeiten sein Essen, jedenfalls teilweise, selbst anzubauen, wild zu sammeln etc. Viele Kleingartenvereine haben freie Gärten die wenig Miete kosten. Es gibt Ackergemeinschaften in der Nähe grosser Städte etc. Die meisten Leute, selbst Arbeitslose, haben aber offenbar nicht viel Lust sich die Arbeit zu machen, so einen Garten zu pflegen, das macht man nicht mit 10 min pro Woche und man kann auch nicht mal für eine Weile aufhören weil man keine Lust, Schnupfen oder einen verstauchten Knöchel hat.Da heißt es dann „Augen zu und durch“ Wir sind seit Generationen Selbstversorger auf unserem Hof und wir unterscheiden uns inzwischen doch erheblich vom „Durchschnitts-Zivilisationsmenschen“ was da Aushalten-können angeht und das „keine Zeit haben“. Ich denke nicht, dass sich der Anteil an (teilweise) Selbstversorgern erhöhen lässt, die Leute wollen diese Realität für sich nicht.Die meisten Leute werden weiter billig beim Aldi kaufen wollen, egal ob mit Grundeinkommen oder ohne. Da müsste man schon andere Gesetze einführen, solche, die die Billigproduktion ganz verbieten..

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