Wären Sie auch erwerbstätig, wenn Sie das Geld nicht bräuchten? 60% der Befragten stimmen dem in einer Befragung vorbehaltlos zu. Und es deckt sich auch mit den praktischen Erfahrungen. Geld haben hält nicht vom Arbeiten ab.
Wären Sie auch erwerbstätig, wenn Sie das Geld nicht bekommen? Diese Frage wird den Empfängern von SGB II Leistungen nicht gestellt, sondern direkt mit der Pflicht danach beantwortet. Denn wer geht schon arbeiten, wenn ihm 80, 90 manchmal sogar 100% vom Lohn wieder abgezogen werden? 1,2 Millionen “Aufstocker” tun es trotzdem.
Die Grenzbelastungen für Menschen, die auf Transferleistungen angewiesen sind, sind viel zu hoch. Leistung lohnt sich so nicht. Der gesunde Menschenverstand würde einem empfehlen, die Lebenszeit eher in eine ehrenamtliche Tätigkeit oder Freizeit zu investieren. Warum soll mir ein Kunde oder der Arbeitgeber Geld bezahlen, von dem ich selbst nichts habe?
Arbeit ist mehr als Geld
Geld ist nicht der einzige Grund, um arbeiten zu gehen. Arbeiten ist Teilhabe, kann Quelle für soziale Kontakte, Sinnerfüllung und Selbstverwirklichung sein. Eine Leistung, für die andere bereit sind Geld zu bezahlen, sollte sich aber auch finanziell lohnen, für den, der sie erbringt.
Manche Grundeinkommens-Modelle sehen das anders. Sie wollen das Bedingungslose Grundeinkommen zwar an jeden auszahlen, aber mit dem Einkommen verrechnen. Wie genau sagt zwar keiner, aber möglich wäre es z.B. durch eine 100%ige Abgabe oder Steuer auf Einkommen bis zur Höhe des Grundeinkommens. Die perfekte Armutsfalle. Denn dann lohnt sich Erwerbsarbeit erst, wenn man damit mehr verdient, als das Grundeinkommen hoch ist.
Vordergründig kann man so Kosten sparen, weil die Einkommensabgabe mit dem Grundeinkommen verrechnet werden könnte. In dem Schweizer Dorf Rheinau soll so ein Projekt im nächsten Jahr gestartet werden. Durch die Armutsfalle und den negativen Anreiz einer Erwerbsarbeit nachzugehen, kann es unterm Strich so allerdings auch deutlich teurer werden.
Leistung muss sich lohnen
Einkommen muss sich immer lohnen, auch mit Grundeinkommen. Die hohen Grenzbelastungen im Alg 2 sind ein Fehler im System und sollten durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen gelöst und nicht verschärft werden.
Auch im Vorschlag der Partei Die Linke einer „sanktionsfreien Mindestsicherung“ wird das Problem der Grenzbelastung nicht gelöst, nach meinen Informationen wird dort eigenes Einkommen mit der Existenzsicherung sogar zu 100% verrechnet. Und wer mehr als verdient, erhält direkt gar nichts mehr.
Grundeinkommen als Basis und Zuverdienst durch Erwerbsarbeit ermöglichen eine individuelle Lebensgestaltung. Mit viel Arbeit und hohen Einkommen, mit wenig Arbeit und nur geringem Zuverdienst zum Grundeinkommen, mit Arbeit, für die niemand Geld bezahlen kann oder will, und einem bescheidenen Leben nur vom Grundeinkommen. Eine Trennung zwischen denen, die auch in Zukunft noch das Privileg einer gut bezahlten Vollzeit-Erwerbstätigkeit haben, und allen anderen, die sehen müssen, wo sie bleiben, spaltet die Gesellschaft.