Die Jusos wollen eine Job-Garantie. Wie stellen die sich das vor? Ich war noch ein Kind, trotzdem erinnere ich mich gut an die „Beschäftigten“ in der DDR, die eigentlich eher „Gelangweilte“ hätten genannt werden müssen.
Sinnlose Jobs zu schaffen, die eigentlich keiner braucht ist nicht die Lösung!
Das ist nicht gut für die derartig „Beschäftigten“ und auch nicht gut für die Kasse. Laut David Graeber gibt es heute schon 30-40% Bullshit-Jobs – also Jobs die eigentlich keinen Sinn ergeben, außer dass sie jemanden ein Einkommen ermöglichen. Das weiter auszubauen halte ich für einen großen Fehler.
Stattdessen wäre es richtig, die tatsächlich notwendige Arbeit besser zu verteilen. Zum Beispiel indem man auch von Teilzeit Erwerbsarbeit gut leben kann. Mit Grundeinkommen + zusätzliches Einkommen aus Teilzeit wäre das kein Problem.
Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich
Die Jusos haben ein ähnliches Ziel, schlagen dafür „Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich“ vor. Klingt erstmal gut, erscheint mir aber nicht zuende gedacht.
- Weil hochqualifizierte Tätigkeiten auch weiterhin mit hohem Stundenumfang möglich sein müssen, zumindest solange derjenige die Bereitschaft dazu hat. Weil es bei manchen Jobs sehr schwer ist, diese auf zwei Personen zu verteilen. Beide müssen dann auch entsprechend ausgebildet und informiert werden. Dort die oft dringend gewünschte Teilzeit zu gewähren, ist schon schwierig genug. Vollzeit zu verhindern, nicht sinnvoll.
- Muss jemand den Lohnausgleich bezahlen. Wer von 40 auf 30 oder 20 Stunden reduziert, bekäme einen Lohnzuwachs von 33-100%. Welcher Arbeitgeber macht sowas mit? Für kleinere Betriebe und Selbstständige komplett undenkbar – oder die Preise gehen entsprechend hoch.
Auf Nachfrage bei Twitter hieß es dann, um den Lohnausgleich zu zahlen gäbe es staatliche Förderungen. WHAT? Wie soll das denn gehen?
Entweder würden die Zuschüsse auch bei hohen Einkommen gezahlt, entsprechende Lohnunterschiede weiter zementiert und das ganze würde unglaublich teuer. Oder man müsste ein Bürokratiemonster schaffen, dass prüft, wo und wie diese Förderung notwendig ist. Man sieht ja bei den Corona-Hilfen wie schlecht sowas funktioniert.
Teilzeit für alle
Ich bin ganz klar dafür, „Teilzeit für alle“ (die es wollen) zu ermöglichen. Darauf sollte es ein Anrecht geben, in jeden Beruf. UND die Existenz muss auch bei Teilzeit gesichert sein. Die effektivste Methode dafür ist ein Grundeinkommen für alle.
Mit einem Grundeinkommen für alle wäre die Existenz gesichert, der Teilzeit-Lohn käme als zusätzliches Einkommen oben drauf. Vorhandene, sinnvolle und notwendige Arbeit könnte sich besser als die Arbeitsfähigen verteilen. Und auch die Nicht-Erwerbstätigen wären abgesichert. Damit wären Gesundheit und Work-Live-Balance ein großer Dienst erwiesen, Armut vermieden und ein Lohnabstand im unteren Einkommensbereich wieder hergestellt.
Statt bei hohen Einkommen einen vollen Lohnausgleich für Teilzeit zu bezahlen, würde diese mit einem Grundeinkommen steuerlich mehr belastet. Am besten progressiv – je mehr desto mehr. Bei den ganz hohen Einkommen spielt dieses als Anreiz zu Erwerbstätigkeit eine immer geringere Rolle. Stattdessen werden Status, Macht, Selbstbestimmung und Gestaltungsspielraum entscheidender für die Jobauswahl. Wer all das will, kann es auch noch haben, wenn ihm weniger netto vom Brutto bleibt. Wen die progressive Abgaben und Steuern stören, der hat eine Motivation nur noch Teilzeit zu arbeiten. Ein Vorteil für denjenigen Selbst, dessen Familie und den der den anderen Teil der Erwerbstätigkeit bekommen kann.
Das bedeutet Umverteilung. Dagegen sollten die Jusos eigentlich nichts einzuwenden haben. Natürlich sollten wir nicht nur Einkommen umverteilen, sondern auch Vermögen, aber das ist ein anderes Kapitel.
„Wer von 40 auf 30 oder 20 Stunden reduziert, bekäme einen Lohnzuwachs von 25-50%.“…sind das nicht bei 30h eine Gehaltserhöhung von 33% (40/30) und bei 20h von 100% (40/20) Gehaltserhöhung?
Stimmt. Wird korrigiert