Bei der Grundrente wurde sie intensiv diskutiert – die Bedürftigkeitsprüfung. Aus Barmherzigkeit möchte man helfen, sogar die Herren der CDU. Aber bitte nicht den Falschen. Deswegen wurde die Geschichte der wohlhabenden Zahnarztgattin in ihrer Villa ins Feld geführt, die keine Grundrente erhalten solle. Die Stigmatisierung, zum Sozialamt zu müssen, um die eigene Armut beweisen zu müssen, hätten die Konservativen dafür billigend (oder sogar gerne?) in Kauf genommen. Das konnte die SPD nun abwenden, die Grundrente wird von der Rentenversicherung ausgezahlt und wird damit wahrscheinlich eher in Anspruch genommen als die Grundsicherung im Alter – trotz Einkommensprüfung via Finanzamt. Grundsicherung wird bekanntlich nur von etwa der Hälfte der eigentlich Berechtigten beantragt, die Folge sind verdeckte Armut im Alter.
Aber warum ist diese Bedürftigkeitsprüfung eigentlich so wichtig? Bei der Debatte ums Grundeinkommen ist es ja ebenfalls ein häufiger Kritikpunkt, dass es auch diejenigen bekämen, die es gar nicht bräuchten. Dabei wäre es doch ganz einfach möglich, dieses Problem zu lösen – durch höhere Steuern auf Einkommen und Vermögen. Der Gerechtigkeit wäre damit genauso, oder sogar noch besser, Genüge getan. Und billiger wäre es obendrein.
Um das zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Psychologie des Neids. Wer sich morgens aus dem Bett quält, um zur Arbeit zu gehen, wer einen mürrischen Chef erträgt oder eine unangenehme oder sinnlose Aufgaben erledigen muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, der wird leicht neidisch auf Menschen, die all das nicht tun müssen, die keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, die Zeit haben und sich ein schönes Leben machen.
Dieser Neid führt dazu, dass Erwerbslose herabgewürdigt werden, dass sie arm bleiben sollen durch niedrige Hartz IV Sätze, dass sie sozial ausgegrenzt werden und ihre Würde nur eingeschränkt durch das Grundgesetz geschützt wird. Die Mühsal des Alltags wird erträglicher, wenn alle es machen müssen.
Auch die klischeehafte Zahnartzgattin muss nicht arbeiten. Für den Haushalt hat sie eine Migrantin eingestellt, vielleicht sogar legal auf Minijob-Basis. Das Einkommen erarbeitet der Mann, die Kinder sind längst groß. Um die Langeweile kümmert sich die Silver-Ager-Industrie mit Wohlfühlbildung, Kreuzfahrten und Kulturprogramm. Auch diese Menschen werden beneidet.
Im Unterschied zum Erwerbslosen, der zwar um Freiheit und Zeit beneidet wird, mit dem man aber in letzter Konsequenz nicht tauschen möchte, werden Privatiers und Wohlstandsruheständler zwar auch beneidet, aber gleichzeitig wäre man gerne wie sie. Tatsächlich ist es deutlich wahrscheinlicher, im Leben mal auf staatliche Transferleistungen angewiesen zu sein, als durch Erbe, Heirat oder Lottogewinn plötzlich reich zu werden.
Rational wäre es, Reichtum effektiver zu besteuern (Erbschaftsteuer, Einkommensteuer, Kapitalertragsteuer usw.), um für Gerechtigkeit zu sorgen. Und auf der anderen Seite, großzügiger auszuzahlen. Sei es als echte Grundrente für alle ab einem gewissen Alter oder sogar als bedingungsloses Grundeinkommen für alle. Das wäre weniger bürokratisch und damit billiger. Und menschlicher sowieso. Doch dafür müssten wir lernen, zu gönnen statt zu neiden.
Barmherzigkeit ist kein guter Antrieb. Besser ist ein Gefühl der Verantwortung für die Gesellschaft und der Wunsch, etwas zurück zu geben und beizutragen. Den Wunsch danach haben wir eigentlich alle in uns. Eine Politik, die nur von Neid, Missgunst und Kontrolle der Schwächsten angetrieben wird, macht uns am Ende alle ärmer.
Anstatt zu sagen, jeder soll leiden – und wer keinen Arbeitsplatz hat, soll anderweitig gequält werden -, können wir auch sagen, wer viel hat, soll davon etwas an die Gesellschaft zurück geben. Davon würden wir alle reicher – an Geld und vor allem an Menschlichkeit und einer lebenswerten Gesellschaft für alle.
„Um das zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Psychologie des Neids.“
Neid, Angst, Konkurrenz… braucht und nährt das vorherrschende kapitalistische Wirtschaftssystem, welches unsere Kanzlerin mit marktkonformer Demokratie fördert. Die kapitalistische Ideologie, welche dafür sorgt, dass der Reichtum der Reichen weiter wächst und viele Menschen in Unsicherheit hält, verhindert ein BGE, welches Menschen frei machen würde von materiellen Existenzängsten.
Wäre eine Meldung: 30% der Hartz4 Anträge werden nicht mehr geprüft, sondern einfach so erteilt!
Dann hätte es mehr Personal für die Steuerprüfung der Reichen, denn bei den Armen ist doch absolut nichts zu holen! Zu den Armen gehören 50% der Bevölkerung welche nur über 1,3% des Gesamtvermögens verfügen = aber für diese Habenichtse werden 80% der Behördenmittarbeiter eingesetzt um diese total zu überprüfen, dagegen lässt man 30% der Ü 500.000 Euro Einkommen einfach ungeprüft:
https://www.n-tv.de/politik/Fiskus-verschont-immer-oefter-Reiche-article21319982.html?fbclid=IwAR0JtOQPcr3VANSen1QRJODpohGU_DQrnHRbjeRv_9Pzt5zxk7KI0uh_JwE
Kapitalismus ist eine Zugewinn-Wirtschaft für Alle, nur wenn jeder Gewinn/Profit macht, kann es Wachstum geben. Das Wesen des Kapitalismus ist Wachstum und Profit! Je mehr jeder einzelne an Kapital/Vermögen hat, desto mehr Wachstum/Profit ist für Alle möglich!
Also der reine Kapitalismus ist nicht Schuld, wenn Menschen gezwungen werden ohne Gewinn zu prekären Bedingungen zu investieren und zu arbeiten. Ein BGE bringt mehr Geld/Kaufkraft/Nachfrage und somit genügend Blut in den Organismus um zu wachsen.
Darum möchte sogar die EZB jeden Bürger-in der EU 10.000 Euro geben, was auf 10 Monate verteilt einen 1000 Euro BGE entspricht:
https://news.feed-reader.net/125028-helikoptergeld.html
Natürlich darf ökonomisches Wachstum nicht auf Kosten der Ökologie gehen, das würde unsere Lebensgrundlage entziehen. Der Kapitalismus bedarf eines Regelwerks der sozialen, ökologischen Marktwirtschaft, das verhindert das Wachstum Substanz vernichtet. Nur wenn wir Ressourcen schonen und den Planet nicht verdrecken ist weiteres Wachstum möglich.
Korrektur – hier der korrekte Link zum Helikoptergeld 10.000 Euro für Alle:
https://www.focus.de/finanzen/boerse/experten/geld-fuer-buerger-statt-fuer-die-staaten-10-000-euro-fuer-jeden-buerger-oekonom-fordert-radikalen-schwenk-bei-der-ezb_id_11213961.html?fbclid=IwAR0qPEjkhQgeUJvKfHijXBWet-k-9_8waz62VIXw18Xkp0hfTJUQUJjtJD8
@Steffen Hannemann:
Das kapitalistische Wirtschaftsmodell ist inzwischen global und zeigt, dass es mit
dem „Zugewinn für Alle“, also Mensch und Natur schlecht aussieht. Kapitalismus braucht Wachstum und
dieses Wachstum ist ein zerstörerisches. Ein BGE aus Ausbeutung und Zerstörung zu schöpfen dürfte vermutlich nicht in Ihrem Sinne sein?
Vielleicht mögen Sie hier reinhören:
„Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll von Nachhaltigkeit schweigen“
https://www.youtube.com/watch?v=Epfldlmcqk0