Bestimmt habt ihr alle schon mal die Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral von Heinrich Böll gehört, zur Erinnerung möchte ich es hier kurz umreißen. Ein Fischer liegt nach getaner Arbeit am Strand in der Sonne und genießt sein Leben. Dann kommt ein Geschäftsmann im eleganten Anzug vorbei und spricht ihn an. Was er dort tue und warum er nicht weiter arbeite. Der Fischer sagt unbekümmert: er habe sein Tagwerk vollbracht, die Fische sind eingebracht, das Netz geflickt, nun könne er sich entspannen. Der Geschäftsmann ist erstaunt über so eine Haltung und möchte ihn animieren, stattdessen mehr zu arbeiten, aber der Fischer versteht ihn nicht. „Wenn du in der Zeit jetzt Fische fangen würdest, statt in der Sonne zu liegen, dann könntest du mehr Geld verdienen, dir irgendwann ein größeres Boot kaufen, eine ganze Fischereifirma aufmachen und viele Angestellte haben.“ Aber der Fischer möchte gar nicht mehr Geld, kein größeres Boot oder eine ganze Firma und er fragt: „Warum sollte ich das alles wollen?“ „Damit die anderen für dich arbeiten und du in der Sonne liegen kannst!“ ist die Antwort des Geschäftsmannes. Der Fischer lacht, „aber das kann ich doch auch schon jetzt.“
Warum liegen wir alle nicht mehr in der Sonne?
In unserer aktuellen Welt herrscht die Meinung des Geschäftsmannes vor, höher, schneller, weiter, um dann irgendwann in der Zukunft es einmal besser zu haben. Aber zum einen stößt diese Handlungsweise an ihre Grenzen, das Versprechen auf eine bessere Zukunft in sozialer und ökonomischer Hinsicht ist kaum noch haltbar. Und zum anderen ist es auch ökologisch sehr fraglich, immer noch mehr zu wollen. Am Beispiel des Fischers wird es sofort deutlich, wenn man an die Überfischung der Meere denkt. Also eigentlich macht der Fischer es richtig, er nimmt sich nur das, was er braucht aus der Welt, und steigert seine Lebensqualität im Hier und Jetzt. Was ist aber der wesentliche Unterschied zwischen dem „jetzt direkt in der Sonne liegen“ und dem „in der Sonne liegen, weil andere für einen arbeiten“: das ist die Sicherheit. Der Fischer, der sich nur nimmt, was er braucht, muss darauf vertrauen, dass er das morgen auch noch tun kann. Das Risiko des Geschäftsmannes ist geringer, weil es sich auf mehr Personen verteilt und er auch mehr Möglichkeiten hat in anderen Ecken des Meeres zu fischen. Und genau darum geht es mir beim Grundeinkommen. Die Sicherheit zu schaffen, JETZT und HIER schon das machen zu können, was man für richtig hält. Das zu nehmen, was man braucht, und die Lebensqualität möglichst hoch zu halten. Nicht mehr arbeiten, als man muss, um zu sparen für eine ungewisse Zukunft, keine Waren anhäufen, die ungenutzt liegen bleiben und für die man vor lauter Arbeit gar keine Zeit hat.
Immer noch weiter wachsen ?
Warum fällt es uns so schwer, so zu sein wie der Fischer? Weil es große Interessen gibt von Seiten der Wirtschaft und Politik, Wirtschaftswachstum zu erzeugen, Gewinne mit Nutzlosem erzielt werden wollen und die Inflation angekurbelt werden soll, um die Staatsschulden nicht überhand nehmen zu lassen. Diese Interessen sähen Misstrauen und Angst vor der Zukunft, um uns zum Erwerbsarbeiten auf der einen und zum Konsum auf der anderen Seite zu animieren.
Das Bedingungslose Grundeinkommen als Betriebssystem der Zukunft
Wir könnten alle direkt heute schon damit anfangen. Wenn da nicht die Existenzangst wäre. Das Grundeinkommen ist nicht mehr Geld, zumindest nicht für die allermeisten. Es bedeutet mehr Sicherheit, weniger Existenzangst. Es zieht der Gesellschaft einen Boden ein, der uns alle trägt, und ist damit das gesellschaftliche Betriebssystem der Zukunft.