Der Zweck hinter dem Grundeinkommen

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Die Grundeinkommensbewegung ist keine homogene Gruppe und deswegen oftmals auch mehr oder weniger zerstritten. Dahinter verbergen sich verschiedene Ideologien. Denn das Grundeinkommen ist kein Selbstzweck, sondern für die meisten Mittel zum Zweck. Das ist erstmal auch völlig in Ordnung und legitim, schön wäre es allerdings, wenn mit diesen dahinterliegenden Anliegen offen umgegangen würde.

Ich möchte versuchen, das durch ein paar Beispiele zu veranschaulichen, und fange mit mir selbst an. Ich wünsche mir eine gesündere und gerechtere Gesellschaft, das Grundeinkommen ist dabei ein gutes Mittel, um diesen Zweck zu erfüllen.

Ein anderer Zweck könnte die Armutsbekämpfung sein, ökonomisch gilt es als erwiesen, dass das Grundeinkommen dafür das effektivste Mittel darstellt.

Auch der gegenwärtige Zustand der Sozialsysteme kann Anlass sein, sich für ein Grundeinkommen auszusprechen. Wobei gerade in diesem Punkt sich der vermeintliche Bedarf und die tatsächliche Ausgestaltung des Grundeinkommens in den verschiedenen Varianten erheblich unterscheiden.

Manch einer hat das Ziel einer einfacheren und gerechteren Steuerreform und das Grundeinkommen stellt dabei den unbürokratisch zu realisierenden Grundfreibetrag dar.

In der Postwachstumsbewegung wird über völlig neue Formen von Wirtschaft und Zusammenleben nachgedacht, auch dort sprechen sich viele für ein Grundeinkommen aus, um die soziale Absicherung zu gewährleisten.

Zinsgegner und Verfechter einer geldfreien Gesellschaft hingegen sehen das Grundeinkommen teilweise als erforderlichen Zwischenschritt, manchmal aber auch als hinderliches Ablenkungsmanöver an.

Bestimmte religiöse oder spirituelle Gruppen wollen das Grundeinkommen aufgrund der Werte ihrer Weltanschauung, wie zum Beispiel das Ablehnen von direkten Steuern bei den Anthroposophen und oder die bedingungslose Liebe in der christlichen Religion.

Dann gibt es noch die, die auf eine wachsende Bewegung mit aufspringen, ob es nun Journalisten, Buchautoren oder Vortragende sind, sie nutzen das Interesse am Thema, um sich selbst mal ein Einkommen zu generieren, mal Aufmerksamkeit zu erlangen oder auch nur einer sinnvollen Aufgabe nachzugehen.

Auch Politiker und kleine Parteien versuchen mit dem Thema eine Nische zu besetzen, welche eine breite Zustimmung in der Bevölkerung verheißt, wenngleich es im politischen Mainstream noch nicht etabliert ist.

Fans der Digitalisierung sehen im Grundeinkommen eine Möglichkeit, die Vorteile einer zunehmenden Automatisierung zugunsten aller zu nutzen.

Erfahrungen mit dem aktuellen Hartz 4-System motivieren direkt und indirekt Betroffene zur Bekämpfung von Sanktionen, Bedürftigkeitsprüfungen und Arbeitszwang. Sie sprechen sich aus dieser Perspektive für eine bedingungslose Zahlung aus.

Unnötige Bürokratie und Verwaltungsarbeit könnten durch ein Grundeinkommen reduziert werden.

Je nach Ausgestaltung der Finanzierung kann ein Grundeinkommen auch dazu dienen, zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen umzuverteilen, sowohl von reich zu arm als auch andersrum.

Die Sicherheit der wirtschaftlichen Existenz ermöglicht Emanzipation für alle.

Das Grundeinkommen steht auch für Freiheit. Freiheit für sich selbst, um das zu tun was man selbst möchte. Oder auch die Freiheit, etwas nicht tun zu müssen, was andere von einem verlangen.

Und nicht zuletzt wollen ganz viele einfach selbst ein Grundeinkommen haben und nehmen dabei billigend in Kauf, dass es alle anderen auch bekommen.

So viele Gründe wie es gibt, für ein Grundeinkommen zu sein, so viele Ziele werden mit der Einführung auch verfolgt. Und es ist ein großer Irrtum zu denken, nur weil jemand auch ein Grundeinkommen möchte, habe man gemeinsame Ideale, Wertvorstellungen und Ziele. Das BGE ist weder rechts noch links, es ist vorwärts. Und darin einen sich dann alle Motive wieder, sie wollen Veränderungen des Jetzt. Mal mehr und mal weniger, aber alle sind progressiv und der einzige gemeinsame Gegner ist damit auch der zufriedene Konservative, der möchte, dass alles so bleibt wie es ist.

 

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