Ehrenamt ermöglichen – mit Grundeinkommen

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„Stell dir vor, es brennt und (k)einer kommt“

95% der Feuerwehr ist ehrenamtlich organisiert. Sie erhalten für ihre Arbeit keinen Cent. Trotzdem funktioniert die Feuerwehr flächendeckend in ganz Deutschland. Noch. Denn auch die Feuerwehr hat Nachwuchssorgen. Aber nicht, weil diese Arbeit nicht sinnvoll wäre, weil Feuerwehrleute zu wenig Anerkennung bekommen oder weil sie schlecht organisiert sind. Sondern weil das Ehrenamt allzu oft in Konkurrenz mit Erwerbstätigkeit steht und diese immer mehr Raum einnimmt.

Wer ständig Überstunden machen muss, keinen geregelten Feierabend hat, mehrere Jobs braucht, um seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können, oder sich von Gesetz wegen permanent dem Arbeitsmarkt verfügbar halten muss, obwohl es gerade gar keine bezahlte Arbeit für denjenigen gibt, dem fällt es schwer, in seiner Freizeit noch ehrenamtliche Verpflichtungen anzunehmen.

Raum für Ehrenamt schaffen

Mit einem Grundeinkommen gäbe es keine Pflicht mehr, sich dem Arbeitsmarkt verfügbar zu halten, eine ehrenamtliche Tätigkeit wäre möglich und würde auch nicht durch fragliche Jobcenter-Maßnahmen torpediert. Mit Grundeinkommen wäre es auch möglich, die bisherige Erwerbsarbeit zu reduzieren, weil die Existenzgrundlage aller Familienmitglieder gesichert ist. So entsteht wieder mehr Raum, Zeit und Energie für andere Aufgaben – vielleicht auch bei der Feuerwehr. Dann könnten Erwerbstätigkeit und Familienarbeit auch freier in den Familien verteilt werden, ohne sich daran orientieren zu müssen, wer mehr Einkommen nach Hause bringt, weil die finanzielle Basis schon da ist.

Arbeit vermitteln

Was ein Grundeinkommen nicht kann, ist Ehrenamt vermitteln. Nicht jeder ist selbst in der Lage, sich eine erfüllende Aufgabe zu suchen, nicht alle Tätigkeiten, für die jemand gesucht wird, sind bekannt. Dafür sind Hilfestellungen sinnvoll. Vermittlung, Vernetzung, Einschätzen von Fähigkeiten und Möglichkeiten sind dabei die zentralen Voraussetzungen. Voraussetzungen, die Jobcenter und Arbeitsamt bislang oft nicht ausreichend erfüllen, obwohl es eigentlich dem Selbstverständnis entsprechen sollte. Funktionieren würde es ohnehin nur, wenn diese Angebote echte Hilfe wären, also auf freiwilliger Basis bestehen. Eine Personalvermittlung für alle Tätigkeiten, nicht nur auf Erwerbsarbeit bezogen, und eine Ausweitung von Freiwilligendiensten, ähnlich dem heutigen Bundesfreiwiligendienst (BUFDI), für jeden zugänglich und zeitlich unbegrenzt, wäre eine ideale Ergänzung zum Grundeinkommen. Zumindest so lange, bis alle wieder gelernt haben, sich selbst zu organisieren.

Erst kommt das Fressen und dann die Moral

Funktionieren kann “Arbeit ohne Einkommen” allerdings nur, wenn Existenz und Teilhabe dauerhaft gesichert sind. Wer keinen gut verdienenden Ehepartner hat, keine staatliche Pension oder auskömmliches Erbe, der muss nun mal sehen, wie Geld in die Kasse kommt, selbst wenn nebenan die Hütte brennt.

 

3 Kommentare

  1. „Raum für Ehrenamt schaffen
    Mit einem Grundeinkommen gäbe es keine Pflicht mehr, sich dem Arbeitsmarkt verfügbar zu halten, eine ehrenamtliche Tätigkeit wäre möglich und würde auch nicht durch fragliche Jobcenter-Maßnahmen torpediert. Mit Grundeinkommen wäre es auch möglich, die bisherige Erwerbsarbeit zu reduzieren, weil die Existenzgrundlage aller Familienmitglieder gesichert ist.“

    Das ist natüärlich purer Unsinn, das bGE finanziert sich wie heute Grundfreibeträge und Grundsicherungen aus einer Erwerbstätigkeit, es fällt nicht vom Himmel. Es ist der in- und ausländische Konsum inländischer Wertschöpfung, der das bGE finanziert
    Das bGE verändert nicht den Fakt, das es nur wie heute von Erwerbstätigen für Erwerbslose als Grundsicherung finanziert wird.

    1. Nein, das BGE so wie auch übrige Sozialleistungen finanziert nicht ein „Konsum von Wertschöpfung.“
      Alles wird VON MENSCHEN FÜR MENSCHEN finanziert.
      Auch keinerlei Erwerbsarbeit. Wir hatten uns nur einmal so darauf geeinigt, das ist alles.-
      Und dass echte Wertschöpfung heute entsprechend immer in finanzieller Form entlohnt wird, gehört ins Reich der Märchen.
      Im Gegenteil werden ja wahre Werte aus dem schmalen Gesichtskreis der Erwerbsarbeit-Perspektive verbannt!

  2. Unser Justus hat sich als Freiwilliger bei der Feuerwehr engagiert. Er ist überzeugt, er hat eine zeitliche Chance zur Besinnung erhalten, weil er sich in seinem Beruf nicht sicher fühlt. Aber in der Form auf dem Foto sieht er viel reifer geworden aus. Mir scheint, jeder muss seine persönliche Wahl treffen.

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