Manche Arbeit macht besonders viel Spaß, zum Beispiel die, bei der man hinterher sehen kann, was man geschafft hat. Deswegen hat Unkraut jäten genauso wie das Wischen eines offensichtlich verdreckten Bodens einen sehr befriedigenden Effekt. Eine Tür zu bauen, ein Musikstück zu komponieren oder auch einem Kind das Lesen beizubringen, dauert zwar etwas länger, aber auch da kann man ein Ergebnis sehen, auf das man stolz sein kann. Dieser Effekt von Arbeit gerät manchmal etwas in den Hintergrund, dabei ist es der eigentliche Antrieb zum tätig sein.
Wer hingegen nur „eine Beschäftigungstherapie“ bekommt, dem fehlt dieser Aspekt. Das kann in einer Werkstatt für Teilhabe am Arbeitsplatz genauso der Fall sein wie im höheren Management. Ich kann mich noch gut an die Krise eines Bekannten erinnern, der als Unternehmensberater einen Standort beraten und optimieren sollte und darin viele Monate intensiver Arbeit investiert hatte. Im Nachhinein stellte sich dann heraus, dass schon vorher beschlossen war, dass der Standort geschlossen wird, die Unternehmensberatung war nur zur „Beruhigung“ (besser Irreführung) der Belegschaft engagiert worden. Sinnlos zu arbeiten macht uns krank. Wer sich Mühe gibt und das Ergebnis landet in der Tonne, nicht weil es schlecht ist, sondern weil es nicht gebraucht wird, wird frustriert und die Motivation in der Zukunft wird dadurch beeinträchtigt. Eine gute Bezahlung ist dann bestenfalls ein Trostpflaster.
Je kleinteiliger eine Arbeit wird, desto entfremdeter ist sie oft auch. Ein ganzes Fahrrad zu bauen, erfüllt mit anderem Stolz, als bei einem Auto nur die immer gleichen Schrauben fest zu drehen, denn der Bezug zum Produkt geht dabei immer weiter verloren. Irgendwann fühlt man sich nur noch wie ein Rädchen im Getriebe und man bekommt den Eindruck, dass man seine Arbeit auch genauso gut sein lassen könnte. Manchmal ist das auch tatsächlich der Fall, in anderen Berufen nicht. Immer wieder kommt es auch zu Streiks, bei denen sich mir der Eindruck aufdrängt, dass es weniger um Lohnverhandlungen geht als vielmehr um eine Art Selbstvergewisserung der eigenen Bedeutung. Wenn die Fluglotsen streiken, bekommen sie eine Wirksamkeit viel deutlicher zu spüren als im Alltag. Auch die Arbeit einer Hausfrau und Mutter wird oft erst bemerkt, wenn diese mal ausfällt.
Unwirksam oder zumindest weniger wirksam ist auch jemand, der nicht nach seinen Fähigkeiten beschäftigt wird. Ein kreativer Kopf in der Buchhaltung kann sein Potential nicht entfalten, ein Pedant im Kindergarten genauso wenig. Doch in einer Welt von Arbeitszwang und dem richten danach, was die Wirtschaft braucht, kommt so etwas ständig vor – obwohl es den Arbeitnehmer krank macht und unterm Strich auch weniger produktiv ist.
Bei manchen Jobs verkehrt sich die Wirksamkeit allerdings ins Gegenteil. Wer zum Beispiel Lobbyismus für Waffen, Alkohol oder Zigaretten betreibt, kann seine Moral nur im Schrank einsperren und sich damit rechtfertigen, seinen Lebensunterhalt finanzieren zu müssen.
Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen wäre das anders. Unmoralische Jobs und sinnlose Tätigkeiten würden ihre Ausrede der Existenzsicherung verlieren. Die positive Wirksamkeit einer Tätigkeit würde weiter in den Vordergrund rücken.
Ich persönlich lehne sinnlose Arbeit ab, auch wenn sie gut bezahlt werden würde. Das kann ich natürlich nur, solange ich ausreichend sinnvolle Erwerbsarbeit zur Verfügung habe. Ich bin in der privilegierten Situation, mit meiner Praxis meine Existenz ausreichend absichern zu können. Deswegen kann ich sowohl als Psychotherapeutin als auch im Ehrenamt den Anspruch an eine hohe Wirksamkeit stellen. Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen könnte das jeder.
Im Grundsatz bin ich deiner Meinung, das Selbstwirksamkeit wesentlich und wichtig ist für uns Menschen.
Allerdings setzt du in der Tendenz wirksam/unwirksam und sinnvoll/sinnlos gleich. Das halte ich für falsch. Auch sinnvolle Arbeit kann unwirksam sein, sinnlose Arbeit wirksam.
Ich glaube auch nicht, dass der wesentliche Effekt beim Arbeiten das Ergebnis ist. Dann würde es wenig Sinn machen, auf die Vollzüge, Rahmenbedingungen von Arbeit zu schauen – Hauptsache, das Ergebnis macht zufrieden! Die Kehrseite des Arguments lautet: Arbeit muss doch keinen Spaß machen, Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Natürlich, nicht jede Arbeit bzw. alle Teile von Tätigkeiten können und müssen Spaß machen, aber das tollste Ergebnis kann Menschen trotzdem krank machen, wenn die Arbeit selbst furchtbar ist. Und ich sag mal, du als eine Frau, die mit Meschen arbeitet – da sind es doch auch die konkreten Begegnungen, in denen miteinander gearbeitet wird, die zufrieden machen und nicht „nur“ das (hoffentlich) gute Ergebnis.
Ich stimme dir aber absolut zu – ein Grundeinkommen würde Menschen viel mehr ermöglichen, genauso solche differenzierten Betrachtungen von Arbeit vorzunehmen, um herauszubekommen, was ich „wirklich, wirklich tun möchte“, um es mit Frithjof Bergmann zu sagen.
Ich denke das kommt darauf an, was man alles unter Sinn versteht. Für mich kann Spaß/ Hedonismus/ Freude an der Tätigkeit auch ein Sinn sein. „Nicht wirksam“ orientiert sich dann nicht am dinglichen Ergebnis, sondern am nicht-erreichen des Zieles. Das kann auch heißen, dass es keinen Spaß gemacht hat, obwohl das der Sinn der Sache gewesen war. Und auch eine gute Begegnung kann sehr sinnvoll und wirksam sein, nicht nur aber auch zum Beispiel um weniger einsam zu sein.